Wie Autoren asexuelle Figuren besser darstellen, um divers zu schreiben und lgbt Menschen zu repräsentieren.

 

It’s not all about sex: Asexuelle Figuren besser darstellen 

Asexuelle Figuren gehören zu den am wenigsten häufig dargestellten Mitgliedern der LGBT Gemeinschaft. Dass kann daran liegen, dass Alos – also Menschen mit sexuellen Trieben – Erfahrungen von Aces – also asexuellen Menschen – oft nicht verstehen. Wie so oft wimmelt die öffentliche Meinung von stereotypen Vorstellungen über Asexualität: Aces seien entweder unreif und würden ‚mit der richtigen Person‘ noch Spaß am Sex finden. Oder sie seien praktisch gefühllose Roboter.

Beides entspricht nicht der Erfahrung asexueller Menschen. Deren Geschichten sind so vielfältig wie die jedes anderen Menschen. Ein paar Beispiele, wie Autoren Asexualität besser darstellen können, gebe ich in diesem Blogbeitrag.

Mehr offene Repräsentation von ace Figuren 

In vielen Büchern, Filmen oder Serien gibt es keine offen asexuellen Figuren. Wenn Figuren kein Interesse an Sex zeigen, liegt das an der Handlung, nicht an ihrer Orientierung. Ace-Leser interpretieren diese Figuren vielleicht als dem Spektrum angehörig. Im Narrativ wird das aber nicht offen genannt.

Als Autor kannst du das in deinen Büchern ändern. Überlasse die sexuelle Identität deiner Figuren nicht der Interpretation von Lesern. Wir sind es so gewohnt, in Geschichten weiße, nicht-behinderte cishet alo Figuren zu sehen. Das ist, was wir automatisch vor unseren Augen sehen. Solange dem so ist, ist es wichtig, diverse Identitäten von Figuren klar zu benennen. Stell dir außerdem die Frage: Wieso solltest du nicht offen schreiben, dass deine Figur asexuell ist? Daran ist nichts Schamhaftes. 

Nenne die Sache also klar beim Namen. Selbst wenn du das nicht direkt machen kannst – beispielsweise, weil deine Geschichte in einer Zeit spielt, in der dieser Begriff noch nicht geformt war – solltest du die Asexualtität deiner Figur im Buch klar machen. Du kannst auch beschreiben, dass sie oder er keine sexuelle Anziehung empfindet, oder nur unter bestimmen Umständen, oder welchen Aspekt des Ace-Spektrums deine Figur eben beschreibt. Lass ihre Ace-Identität Teil der Handlung sein. Es muss nicht groß oder dramatisch sein, aber ein Aspekt, der sie ausmacht. 

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Aces sind Menschen

In verschiedensten Medienformen gibt es den Trend, Asexualität durch nichtmenschliche Wesen darzustellen. Das sind dann beispielsweise Roboter, Cyborgs oder pflanzenähnliche Alien-Arten. Aber du würdest dein Auto auch nicht ‚asexuell‘ nennen, nur, weil es keine sexuellen Begehren hat, oder? Also sollte deine asexuellen Figuren das auch nicht sein. Denn Asexualität ist eine natürliche, menschliche Erfahrung. Stelle sie mit Menschen dar!

Ein weiteres Stereotyp, das an ace Figuren oft angewendet wird, ist ihre Kindlichkeit. Sie werden infantilisiert, indem sie simple Themen im Zusammenhang mit Sex nicht verstehen. Damit wird der Eindruck verstärkt, dass sexuelles Begehren mit der Reife eines Menschen zusammenhängt. Asexuelle Menschen sind aber weder unreif noch prüde.

Mehr Diversität in der asexuellen Repräsentation

Die Sache mit dem diversen Schreiben ist die: Es gibt wirklich unendlich viele Identitäten. Diese sind nicht nur abhängig von der Sexualität, sondern durchwoben von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Religion und so vielen anderen Aspekten. Niemand verlangt von dir als Autor, all diese Erfahrungen darzustellen – schon gar nicht in einem einzelnen Buch.

Dennoch lassen sich in dem, wie bestimmte LGBT-Identitäten in Büchern dargestellt werden, bestimmte Trends erkennen. Diese orientieren sich häufig an Stereotypen. So sind lesbische Figuren oft ständig scheinbar grundlos wütend, schwule Männer interessieren sich nur für Mode und asexuelle Figuren sind meist weiße, heteroromantische cis Frauen.

Natürlich gibt es diese Menschen. Aber sie als einzige Variation einer sexuellen Identität darzustellen, ist problematisch. Als Autor stehen dir unendliche Möglichkeiten zur Verfügung, Asexualität darzustellen. Es gibt asexuelle Männer, ace POC, Asexuelle, die Sex positiv gegenüberstehen oder die er gänzlich abstößt, solche, die masturbieren, aber keinen sexuellen Partner wünschen. Hinzu kommen verschiedene Geschlechtsidentitäten, wie ace Menschen, die beispielsweise nicht binär oder trans sind.

Asexualität ist ein Spektrum. Informiere dich über die verschiedenen Varianten und zeige Nuancen, nicht nur Einzelbeispiele. 

Asexuelle Figuren in Büchern können Beziehungen haben, sowohl zu anderen Ace Figuren, als auch zu Alo Figuren

Asexuelle Figuren in Beziehungen 

Oft wird fehlende sexuelle Anziehung damit gleichgesetzt, nicht an romantischen Beziehungen interessiert zu sein. Das ist aber nicht immer der Fall. Wir haben bereits gelernt, dass ace Identitäten divers sind. Dazu gehört romantische Anziehung. Deine asexuellen Figuren können romantische Verbindungen suchen oder nicht, sie können hetero-, homo-, pan-, oder bi-romantisch sein.

Zeige sie daher auch in Beziehungen. Diese können mit anderen Aces oder mit Alos sein. Auch Beziehungen zwischen asexuellen und sexuellen Menschen können glücklich sein. Sie können funktionieren oder nicht – wie jede andere Beziehung. Dabei gibt es bestimmte Unsicherheiten, Dinge, über die Gesprochen werden muss.

Ganz wichtig: Asexuelle Figuren können sexuelle Beziehungen haben, ohne, dass es etwas an ihrer Identität ändert. Asexualität ist ein Spektrum. Es gibt Aces, die Sex abstoßend finden bis hin zu solchen, die ihn genießen. Sie können gerne flirten und anrüchige Witze machen. Es ist eine komplexe Identität – wie jede Identität – aber mit etwas Recherche kannst du sie respektvoll darstellen. 

Ein weiteres Lebensmodell, das gleichzeitig asexuelle und aromantische Figuren führen könnten, das ein queere platonische Beziehung. (QPR – queer platonic relationship aus dem englischen) Dabei handelt es sich um eine enge Freundschaft, welche viele Aros statt romantischen Beziehungen pflegen. Informiere dich über diese Themen und scheue dich nicht, sie zu zeigen. 

Stelle asexuelle Figuren komplex dar

Stelle asexuelle Figuren komplex dar 

Dieser Punkt hängt mit den vorigen zusammen. Es ist keine Repräsentation von LGBT Identitäten, nur ein paar Label zu nennen. Viele Bücher, Serien und Filme sagen zwar, gewisse Figuren hätten eine gewisse Identität. Jedoch spielt das dann keine Rolle in der Geschichte. Die Erklärung ist oft, dass es „eben nicht wichtig“ war, diesen Teil der Figur näher zu untersuchen.

Notorisch für solche Tricks ist Disney, beispielsweise im Marvel Universum. Valkyrie ist bisexuell – angeblich. Innerhalb der Filme wird das nie gesagt und man sieht sie nie mit jemandem flirten. Zuschauer müssen einfach hinnehmen, was die Produzenten behaupten, ohne wirkliche Bestätigung zu bekommen. Dasselbe gilt für Albus Dumbledore in der „Fantastische Tierwesen“-Reihe. Rowling bestätigte seine Homosexualität, jedoch wird diese nicht weiter erforscht – obwohl seine Beziehung zu Gellert Grindlewald essentiell für das Geschehen ist.

Umso öfter passiert das mit ace Figuren. Diese kommen sowieso schon selten vor, wie vorher gesagt. Nenne deine Figur also nicht nur asexuell, sondern erforsche, was das für ihre Lebenswirklichkeit zu bedeuten hat. Wie steht sie selbst zu ihrer Identität, wie sehen andere sie? Wann hat die Figur es über sich selbst herausgefunden und wie formt diese Identität ihre Sicht auf die Welt? Wie bei jedem Detail der Charakterisierung musst du dir darüber Gedanken machen und es in dein Buch einfließen lassen.

Die Relevanz von Repräsentation von asexuellen Erfahrungen in Büchern

Die Relevanz von Repräsentation in Büchern

Inzwischen ist es für queere Kinder und Jugendliche leichter geworden, Zugang zur LGBT Community zu erhalten. Sie können online Kontakte finden, sich austauschen und so selbst besser verstehen. Das hilft gegen die Einsamkeit, die viele LGBT Menschen früherer Generationen erfahren haben.
Dennoch ist Repräsentation in Büchern und Medien nach wie vor wichtig. Sie sind ein Zugangspunkt, um über die eigene Identität nachzufragen und das Vokabular zu finden, sich selbst zu beschreiben. Und nach wie vor passiert das selten oder auf stereotype Weise.
Die Liste, die ich hier aufgestellt habe, ist nicht erschöpfend. Es gibt viele ace Identitäten. Informiere dich und sprich mit den Menschen, die du darstellen möchtest. Die Anregungen hier sind ein guter Start, für eine respektvolle Repräsentation von asexuellen Menschen in Büchern.
Wenn du mehr über die respektvolle Darstellung von LGBT Figuren lesen möchtest, habe ich hier dazu geschrieben, wie du die trans Identität deiner Figuren beschreiben kannst. Lies außerdem, was die "Bury Your Gays" Trope ist und wie Autoren sie vermeiden.

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