Warum lehnen Lektoren Aufträge ab?
Obwohl sie finanziell darauf angewiesen sind, kann es vorkommen, dass Lektoren Aufträge ablehnen. Für Autorinnen und Autoren können die Gründe dafür manchmal nicht nachvollziehbar sein. Deshalb beantworte ich in diesem Beitrag die Frage: Warum lehnen Lektoren Aufträge ab? Ich gehe dabei von meiner Erfahrung und meinen Begründungen aus. Diese können variieren. Daher solltest du bei Unklarheiten immer den Lektor oder die Lektorin fragen, der oder die dein Manuskript abgelehnt hat.
Manuskript abgelehnt aus ethischen Gründen
Ich führe für jedes angefragte Lektorat ein kostenloses Probelektorat durch. Zusätzlich bitte ich um eine grobe Zusammenfassung der Romanhandlung. Auf Grundlage dessen bekomme ich einen Überblick über die Inhalte und Implikationen des Manuskripts. Fallen mir dabei problematische Aspekte auf, kann es sein, dass ich den Lektorats-Auftrag ablehne. Dabei kommt es aber auf die Art des Problems und den Umgang des Schreibenden mit Kritik daran an.
Problematische Stoffe sind beispielsweise Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Sexismus sowie LGBT-Feindlichkeit. Über diese Dinge zu schreiben, führt nicht automatisch zur Ablehnung des Manuskripts durch Lektoren. Diese Erfahrungen gehören leider nach wie vor zur Lebenswelt vieler Menschen und sollten literarisch aufgearbeitet werden. Werden problematische Inhalte jedoch unreflektiert reproduziert und Hinweise darauf ignoriert, werde ich einen Lektorats-Auftrag ablehnen.
Wenn Autoren darauf hingewiesen werden, dass solche Probleme in einem Manuskript sind, kann die erste Reaktion oft eine Abwehrhaltung sein. Versuche, die Kritik objektiv zu beurteilen. Denn es kann jedem Schreibenden passieren, dass er unabsichtlich –ismen in seine Texte einbaut. Das liegt an unserer Sozialisation. Unsere Aufgabe ist es aber meiner Meinung nach, marginalisierte Gruppen zu schützen und deshalb besonders reflektiert darzustellen. Wenn du bereit bist, die Problempunkte in deinem Manuskript im Lektorat gemeinsam anzugehen, führen sie nicht zu einer Ablehnung. Falls du aber daran festhalten willst, unterstütze ich das nicht als Lektorin.
Um marginalisierte Gruppen am besten darstellen zu können, solltest du Sensitivity Reader hinzuziehen. In meinem Blogbeitrag erkläre ich, was Sensitivity Reading ist und wie es dir helfen kann.
Unrealistische Deadline führen zur Ablehnung durch Lektoren
Vielleicht hast du einen festen Termin für die Veröffentlichung deines Selfpublishing-Romans vorgesehen. Vielleicht hast du Vorgaben von einem Verlag, in dem du dein Manuskript einreichen musst. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du bestimmte Zeitvorstellungen für das Lektorat hast. Allerdings kann es sein, dass dein Lektor oder deiner Lektorin den Auftrag deswegen ablehnen muss.
Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Zum einen kann es sein, dass der Lektorierende keine Kapazitäten frei hat, um kurzfristig mehr Arbeit anzunehmen. Gerade für Stammkundschaft werden Lektoren versuchen, Mittel freizustellen. Rechne aber bei Eilaufträgen mit eventuellen Aufschlägen auf den normalen Preis des Lektorats.
Manchmal werden solche kurzfristigen Aufträge von Lektoren abgelehnt, weil sie das Manuskript in der vorgegebenen Zeit nicht angemessen lektorieren können. Ein umfassendes Lektorat dauert viele Stunden. Sollen diese in großer Geschwindigkeit abgearbeitet werden, leidet die Qualität des Lektorats. Das fällt eventuell schlecht auf den Service des Lektorierenden zurück oder entspricht nicht dessen Arbeitsmoral. Deshalb werden solche Lektoratsanfragen manchmal abgelehnt. Eine Lösung dafür ist ein Teil-Lektorat. Bei diesem schickst du mir einen kritischen Teil deines Manuskriptes zum Lektorieren. Ich konzentriere mich auf diese Stellen und gebe dir dazu Feedback. So bekommst du die beste Qualität eines Lektorats und die Hilfe zu besonders schwierigen Stellen in deinem Manuskript.
Manuskript ist noch nicht bereit
Der häufigste Grund, aus dem ich als Lektorin einen Auftrag ablehne, ist, dass das Manuskript noch nicht bereit ist. Vom kostenlosen Probelektorat kann ich auf die Qualität des restlichen Werks schließen. Ich sehe bereits innerhalb der zehn Seiten, ob ich dem Autoren oder der Autorin helfen kann, das Beste aus dem Manuskript herauszuholen, oder ob dieses noch grundsätzliche Schwächen aufweist. Dazu gehört beispielsweise, wenn die Grundstruktur des Probekapitels unklar ist oder wenn die Prosa durchgehend nicht klar ist.
In solchen Fällen erhalten Kunden selbstverständlich dennoch das kostenlose Probelektorat für das Kapitel, das sie mir geschickt haben. Zusätzlich gebe ich detailliertes Feedback zu den Problemen, die ich in ihrer bisherigen Arbeit sehe. Anhand dessen lehne ich den Auftrag für das Lektorat momentan ab. Ich biete aber gerne an, ein weiteres Probelektorat durchzuführen, wenn der Autor das Manuskript überarbeitet hat. Als Grundlage dafür stelle ich außerdem mein kostenloses Whitepaper zur Überarbeitung von Romanen zur Verfügung.
Ablehnungen nicht persönlich nehmen
Es ist nie schön, abgelehnt zu werden. Dennoch sollten Schreibende versuchen, es nicht persönlich zu nehmen, wenn Lektoren ihre Aufträge nicht annehmen. Gerade, wenn sie detailliertes Feedback und eine Begründung bekommen, kann es helfen, das eigene Schreiben zu verbessern.
Lektorat jetzt anfragen
Du bist der Meinung, dein Manuskript ist bereit für ein Lektorat und möchtest an problematischen Textstellen arbeiten? Dann frag jetzt dein kostenloses Probelektorat bei mir an!