Was ist ein Sensitivity Reader?

Was ist ein Sensitivity Reader? 

Das Wort „Sensitivity Reader“ ist in aller Munde. Aber was bedeutet das überhaupt? Und für was sind sie gut? Brauchst du ein Sensitivity Reading für deinen Roman? Und was ist der Unterschied zu einem herkömmlichen Lektorat? Diese Fragen beantworte ich in diesem Blogbeitrag. 

Sensitivity Reader helfen, divers zu schreiben

Sensitivity Reader helfen, divers zu schreiben

Von modernen Büchern wird mehr Diversität erwartet als in der Vergangenheit. Ethnische Minderheiten, religiöse Gruppen, Menschen mit Behinderungen und sexuelle Orientierungen sollen in der Vielfalt dargestellt werden, in der sie auch in der realen Welt vorkommen. Das wäre großartig, wenn es nicht die altbekannte Regel gäbe: Schreibe, was du kennst. Denn niemand kennt jede Lebenserfahrung, die ein Mensch machen kann. Und genau da kommen Sensitivity Reader ins Spiel.

Sie sind Teil marginalisierter Gruppen, die sich sowohl mit Diskursen um ihr Thema, als auch mit Literatur befasst haben. In Frage kommen Literaturwissenschaftler:innen, Autor:innen, Journalist:innen und andere Personen, deren Lebenswelt ihnen tieferen Einblick in literarisch dargestellte Sachverhalte ermöglichen. Sensitivity Reader helfen dir, Mikroaggressionen und missverständliche Ausdruckweisen in deinem Roman aufzudecken und zu beheben. 

Sensitivity Reading und Lektorat

Sensitivity Reading und Lektorat

Sensitivity Reading ist ein ergänzender Schritt zum Lektorat. Hierbei wird speziell auf spezifische Elemente bezüglich der Darstellung marginalisierter Gruppen geachtet. Da es in einem Buch mit diversen Figuren verschiedene Lebenswelten gibt, arbeiten manche Autor:innen mit mehreren Sensitivity Readern zusammen. Wenn du Hilfe dabei brauchst, bisexuelle oder lesbische Figuren zu schreiben, stelle mir eine Anfrage. Spezifische Tipps dafür sind in meinem Lektorat enthalten. Erste Anhaltspunkte findest du außerdem in meinen Blogbeiträgen

Wenn du mit Sensitivity Readern aus anderen Gruppen und mir als Lektorin zusammenarbeitest, stelle gerne den Kontakt zwischen uns her. Es bietet sich an, Sensitivity Reading und Lektorat gemeinsam zu gestalten.

In meinem kostenlosen Probelektorat gebe ich dir Einblicke in meine Arbeitsweise.

Gratis Whitepaper mit weiteren Tipps, um queere Figuren zu schreiben 

Die Arten von Sensitivity Reading

Beim Sensitivity wird nicht nur auf eindeutig rassistische, sexistische und antisemitische Bezeichnungen geachtet. Auch unbewusste Vorurteile und Klischees, veralte Rollenbilder und Stereotype sollen ausgemerzt werden. Beispielsweise sollen White-Saviour-Narrative nicht reproduziert werden. In diesen werden PoC von weißen Menschen ‚gerettet‘. Um das zu erreichen, bieten sich verschiedene Vorgehensweisen an. 

Zunächst kannst du eine Sensitivity Beratung in Anspruch nehmen. Dabei stellst du Sensitivity Readern deine Ideen für Plot und Figuren vor. Bevor du überhaupt zu schreiben beginnst, bekommst du Feedback und kannst schädliche Narrative vermeiden. 

Bei einem partiellen Sensitivity Reading werden Teile deines Textes überprüft. Wenn du beispielsweise eine Szene mit einer Figur mit Behinderung einbaust, kannst du dir dazu Feedback holen. 

Möchtest du deinen gesamten Text auf Herz und Nieren prüfen lassen, ist das ein komplettes Sensitivity Reading. Du schickst dein Manuskript an den oder die Sensitivity Reader. Sie geben dir Rückmeldung dazu, ob du Gruppen authentisch darstellst, Klischees und Stereotype reproduzierst oder Mikroaggressionen verbreitest. 

Wenn du Sensitivity Reader suchst, schau doch mal hier vorbei. Du findest Ansprechpartner mit den verschiedensten Hintergründen, die deine Fragen beantworten können. Bitte beachte, dass es sich beim Sensitivity Reading um Arbeit handelt, die bezahlt werden muss. Frage nicht einfach auf Social Media PoC, behinderte Menschen oder LGBT Personen, ob sie deinen Text kostenlos gegenlesen. Wenn du dich selbst als Sensitivity Reader etabliere möchtest, kann ich "So, You Want to Be a Sensitivity Reader?" Patrice Williams Marks als ersten Überblick empfehlen. 

Sensitivity Reading und Zensur

Sensitivity Reading und Zensur

Die Vorstellung, sich in der eigenen Geschichte einzuschränken, kann einem zunächst wie Zensur vorkommen. Es ist leicht, sich angegriffen zu fühlen, wenn andere bestimmte Ideen kritisieren. Schließlich meint man sie nicht diskriminierend. Und man soll doch vielfältige Figuren schreiben. Sich dabei auch noch an bestimmte Regeln zu halten, scheint viel verlangt. Doch wenn du mit deinen Büchern zu einer vielfältigeren und gerechteren Welt beitragen möchtest, führt kein Weg daran vorbei.

Auch wenn du noch so gut recherchiert hast, kennst du nie die Lebenswelt einer Gruppe, zu der du nicht gehörst. Und selbst innerhalb bestimmter Gruppen gibt es keine monolithischen Erfahrungen. Deshalb würde ich beispielsweise kein Sensitivity Reading für trans Figuren oder nicht-binäre Figuren anbieten, obwohl ich Teil der LGBT Community bin. 

Es ist unangenehm, sich seine eigenen Privilegien und Fehler einzugestehen. Aber es geht nicht darum, dich als ‚schlechten Menschen‘ zu stilisieren, sondern darum, unsere Gesellschaft gerechter zu machen. Und dazu gehört es, dass marginalisierte Gruppen keine verletzenden Beschreibungen in Büchern ertragen müssen. Sieh Sensitivity Reading also nicht als Angriff auf deine Ideen oder Freiheit als Autor:in. Sondern als die Möglichkeit, verschiedene Gruppen authentischer darzustellen. 

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