Was sind Filterwörter und wie vermeidest du sie beim Schreiben?
Filterwörter zu streichen, kann für Autor:innen schwierig sein, da sie unbewusst eingestreut werden. Sie beschreiben Zeit und Raum im Roman. Jedoch überschreiten sie die Figurenperspektive. Dadurch erschweren sie es, die ‚Show don’t tell‘-Regel einzuhalten. Im Lektorat weise ich dich auf solche Textstellen hin. Wie du Füllwörter findest, ihre Wirkung bestimmst und sie wenn nötig vermeidest, erkläre ich dir in diesem Beitrag.
Was sind Filterwörter?
Dein Text ist vermutlich aus der Perspektive einer Figur geschrieben. (Es gibt auch die Möglichkeit eines auktorialen Erzählers: Dieser hat Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Figuren. Das ist heutzutage aber nicht mehr so üblich.) Leser:innen nehmen die erzählte Welt durch die Perspektive dieser Figur wahr. Wir erleben, was er oder sie hört, sieht, schmeckt, riecht und so weiter. Im besten Fall sollte es sich so anfühlen, als würde man den Moment selbst miterleben.
Filterwörter stören diesen Prozess. Sie liegen wie ein Filter zwischen Leser:in und Geschehen – deshalb ihr Name. Anstatt das wahrzunehmen, was deine Figur erlebt, schauen sie der Figur praktisch aus der Ferne zu.
Diese Distanz ist unterschiedlich, je nachdem, um welchen Sinneseindruck es geht. Beispielsweise fühlt es sich recht natürlich an, zu lesen: „Die Figur sieht das Haus.“ Schreibst du: „Die Figur hört den Vogel“, zieht das den Leser schon mehr aus der Szene. Er stellt sich die Figur dann beim Hören zu, statt das Geräusch an sich wahrzunehmen.
So vermeidest du Filterwörter
Nicht jedes Filterwort muss gelöscht werden. Manchmal kann es eine Szene auch unnötig kompliziert machen, wenn du ein Filterwort ersetzt. Entscheide je nach Situation, ob sie die Szene stören oder die Distanz zur Figur sogar hilft.
Wenn du Filterwörter vermeiden möchtest, gibt es dafür verschiedene Wege. Die erste Methode ist es, das Filterwort einfach wegzulassen. Schreibe also beispielsweise nicht den ersten der folgenden Sätze, sondern den zweiten.
- Sie spürte den Wind über ihr Gesicht streichen wie die Finger eines Geists.
- Der Wind strich über ihr Gesicht wie die Finger eines Geists.
Die zweite Methode, mit der du Filterwörter aus deinem Text streichst, ist aufwändiger. Hier beschreibst du die körperliche Reaktion deiner Figuren auf ihre Umwelt. Leser:innen füllen die gedankliche Lücke selbst mit dem Wissen, dass die Figur etwas spürt, wahrnimmt, etc. Ein Beispiel für Sätze, die du austauschen könntest:
- Sie nahm die bedrohliche Präsenz hinter sich wahr.
- Ein Kribbeln in ihrem Nacken ließ sie herumfahren. Da war doch jemand!
Filterworte im Lektorat
Als Lektorin helfe ich dir einzuschätzen, ob du deine gewählte Perspektive in deinem Roman beibehältst. Dazu gehört es, Filterworte gegebenenfalls zu streichen. Ich werde im Lektorat Satzvorschläge ohne Filter machen. Es ist dann an dir zu entscheiden, welche Worte du behalten möchtest und welche du streichen willst. An Stellen, bei denen ich mir nicht sicher bin, werde ich einen Kommentar zu dem Filterwort erstellen. Du entscheidest dann entweder selbst, was dort passieren soll, oder wir sprechen gemeinsam über diese Passage. Ähnlich verhält es sich bei Füllwörtern. Wenn du mehr über dieses Phänomen lesen möchtest, schau lies hier weiter.
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Liste mit Filterwörtern
Eine Liste mit Filterwörtern kann dir helfen, dein Manuskript danach zu durchforsten. Es gibt drei Hauptgruppen: Filterwörter, die Sinneseindrücke beschreiben, solche, die Gedankengänge erklären und die, durch die ein Zeitpunkt näher erläutert werden soll. Sowohl das Benennen von Sinneseindrücken als auch das von Gedankengängen holt deine Leser:innen aus dem Geschehen. Beschreibst du die Zeiteinteilung mit einem Filterwort, geschieht dasselbe. Für deine Figur passiert alles ‚jetzt‘ und sie reagiert immer ‚sofort‘. Vermeide es also, diese Ausdrücke zu verwenden, und stärke dadurch deine Texte.
- Sinneseindrücke:
Sehen, schauen, beobachten, entdecken, auffallen
Riechen
Schmecken
(an)hören
Fühlen, berühren
- Gedankengänge:
Denken
Scheinen
sich fragen
wissen
bemerken, realisieren, erkennen
erfahren
können, in der Lage sein
versuchen
erinnern
entschließen, entscheiden
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