Fünf Tipps, um bisexuelle Figuren zu schreiben
Du möchtest bisexuelle Figuren schreiben, aber das Label „Bisexualität“ scheint nicht in deinen Roman zu passen? Wenn eine Identitätsbezeichnung beispielsweise in der Zeit noch nicht existierte, in der der Roman spielt, könnte man den modernen Namen vermeiden. In diesem Blogbeitrag stelle ich dir Arten vor, auf die du die Sexualität deiner Figur deutlich machen kannst, ohne sie direkt zu benennen. Viele der Tipps funktionieren auch für andere queere Identitäten, aber der Hauptfokus sind bisexuelle Figuren in Büchern.
Lasse bisexuelle Figuren von verschiedenen Partnern erzählen
Wenn deine Figuren über frühere Beziehungen sprechen, erwähne Partner verschiedener Geschlechter. Etwa den festen Freund im Abschlussjahrgang der Schule und dann die feste Freundin an der Uni. Oder die langjährige Beziehung mit einem Mann vor der Ehe mit einer Frau.
Deine Figur kann auch Präferenzen für ein Geschlecht haben. Sie kann bisher hauptsächlich Männer oder Frauen gedatet haben – oder sogar ausschließlich. Das ändert nichts an ihrer Bisexualität.
Deine Figur kann ihre Sexualität hinterfragen
Menschen wissen nicht immer von ihrer Kindheit an, zu wem sie sich hingezogen fühlen. Deine Figur muss das auch nicht.
Wenn ein Junge bisher nur in Mädchen verliebt war und sich in deiner Geschichte plötzlich zu einem Jungen hingezogen fühlt, kann ihn das verwirren. Das heißt nicht, dass seine Gefühle für die Mädchen vorher ‚nicht echt‘ waren. Er ist nicht zwangsweise schwul wegen des Interesses an einem Jungen. Aber das kann er sich fragen und mit anderen Figuren besprechen. Dabei musst du seine Identität nicht direkt benennen. Es reicht, wenn er sich zu mehreren Geschlechtern hingezogen fühlt.
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Sicher sein in der eigenen Bisexualität
Während es eine valide Option für deine Figur ist, ihr Hingezogen-Sein zu verschiedenen Geschlechtern zu hinterfragen, ist das kein Muss. Obwohl es viele LGBT Menschen gibt, die ihre Identität bis ins Erwachsenenalter hinterfragen, finden viele sich ganz natürlich in ihre Sexualität. Es ist wie bei heterosexuellen Menschen: Als Teenager sind die meisten unbeholfen, aber sie werden mit dem Alter sicherer.
Wenn du also erwachsene bisexuelle Figuren schreibst, lass sie nicht aus Prinzip an ihrer Sexualität zweifeln. Lass es für sie normal sein, Männer und Frauen gleichermaßen zu begehren. Durch diese Selbstsicherheit musst du die Identität deiner bisexuellen Figur nicht direkt benennen. Er oder sie hat eben Partner verschiedener Geschlechter als Teil der Persönlichkeit. Das muss nicht weiter hinterfragt werden.
Streiche nicht im Nachhinein die Bisexualität deiner Figur
Du musst deine Figur nicht direkt als bisexuell bezeichnen. Sie oder er kann sich im Verlauf der Geschichte einfach zu Männern und Frauen gleichermaßen hingezogen fühlen. Daraus muss nicht mal eine wirkliche Romanze entstehen. Du kannst die Figur nur die Attraktivität verschiedener Menschen bemerken lassen.
Wichtig bei dieser Taktik ist, dass du im Nachhinein nicht die Möglichkeit ausschließt, dass deine Figur bisexuell ist. Das heißt, wenn sie sich zu Beginn zu einem Mann hingezogen fühlt und später zu einer Frau, bezeichne die erste Beziehung nicht als Lüge oder ‚Verwirrung‘ vonseiten der Figur. Sage nicht, dass sie ‚doch ein bisschen homosexuell‘ ist, nachdem sie sich zu mehreren Geschlechtern hingezogen gefühlt hat.
Ein Beispiel dafür ist Die Legende von Korra. Die Hauptfigur ist zunächst mit einem Mann zusammen, entwickelt aber im Verlauf der Geschichte Gefühle für eine Frau. Beides wird nicht in Frage gestellt, sondern gehört einfach zur Geschichte. Direkt benannt wird aber kein Label.
Normalisiere es, zu mehreren Geschlechtern hingezogen zu sein
Gerade in der westlichen Gesellschaft wird davon ausgegangen, dass es zwei Arten von sexueller Anziehung gibt. Fühlst du dich zu Menschen des gleichen Geschlechts hingezogen, bist du homosexuell. Bevorzugst du das andere Geschlecht, bist du hetero. Andere Optionen, wie das Fehlen sexueller Anziehung, werden als ‚unnatürlich‘ betrachtet. Tipps dazu, wie du solche Stereotypen beim Schreiben asexueller Figuren vermeidest, habe ich übrigens hier gesammelt.
Die Option, sich zu mehreren Geschlechtern hingezogen zu fühlen, scheint vielen falsch – übrigens auch aus der LGBT Community selbst. Es herrscht die Meinung, man müsse sich entscheiden. Aber wieso muss man das?
Ich habe einen radikalen Tipp für dich: Schreibe all deine Figuren als bisexuell. Insbesondere, wenn du nicht im Romance Genre schreibst, wo du beim Plotten schon den Love Interest festlegst, gibt dir das eine Welt von Möglichkeiten. Du kannst beim Planen und Schreiben sehen, mit welcher Figur deine Protagonisten die beste Chemie haben, unabhängig von deren Geschlecht.
Hast du queere Figuren in deinem Roman geschrieben und möchtest, dass im Lektorat besonders darauf geachtet wird, dass sie gut dargestellt werden? Dann stelle jetzt eine Anfrage für mein Lektorat.