So kürzt zu dein Manuskript

So kürzt zu dein Manuskript

Bestimmte Genres verlangen eine gewisse Länge von Büchern. So sind High Fantasy Romane meist mehr als 90.000 Wörter lang, während Urban Fantasy Bücher oft schon mit 80.000 Wörtern zurechtkommen. Abhängig ist das zudem von der Zielgruppe: Kinder- und Jugendbücher sind kürzer als solche für Erwachsene.

Eine feste Wortzahl gibt es nicht. Dennoch solltest du dich in etwa an diese Zahlen halten. Denn Leser:innen erwarten einen gewissen Umfang, wenn sie Bücher auswählen. Und entsprechend werden Verlage Manuskripte vorziehen, welche diesen Leserbedürfnissen entsprechen. Hinzu kommen Kostengründe: Für Verlage ist es teurer, größere Bücher zu drucken, und für Buchhändler kostet es mehr, viel Platz im Regal für dicke Romane freizuhalten. Daher solltest du dein Manuskript kürzen, wenn es den Rahmen zu sehr sprengt. Hier gebe ich dir sechs Tipps an die Hand, mit denen du deinen Entwurf auf die richtige Länge bringst.

Streiche Füllwörter wie etwas, beginnen, nach oben aus deinem Text.

Streiche Füllwörter

Füllwörter schleichen sich in jeden Text. Dazu gehören etwa:

  • nach oben, nach unten
  • beginnen, starten 
  • ein bisschen, etwas


Füllwörter erkennst du daran, dass die Bedeutung des Satzes sich nicht ändert, wenn du sie streichst. In der Alltagssprache sind sie üblich, aber in deinem Romanmanuskript solltest du so viele von ihnen streichen wie möglich. 

Ein Tipp: Suche dir eine Liste mit Füllwörtern und gib sie nacheinander in der Suchleiste deines Dokuments ein. Du wirst sehen, dass manche von ihnen mehrere hundert Male vorkommen. Es lohnt sich also, sie zu streichen, wenn du deinen Text kürzen möchtest.

Lösche Adverbien aus deinem Manuskript

Lösche Adverbien aus deinem Manuskript

Eine weitere Wortart, die du auf ein Minimum reduzieren solltest, sind Adverbien. Sie beschreiben ein Verb näher und sind oft überflüssig. Beispiele dafür sind

  • „flüsterte sie leise“
  • „stampfte er wütend“
  •  „schlurfte sie langsam“


Die Bedeutung des Adverbs ist schon im Verb enthalten: Flüstern ist immer leise, Schlurfen ist immer langsam, etc. Daher kürzt du dein Manuskript nicht nur, wenn du Adverbien streichst, sondern stärkst deine Prosa. 

Ersetze unspezifische Verben, die du durch ein Adverb verstärkst, durch stärkere Verben. Schreibe also beispielsweise statt „Sie ging schnell“, „Sie stürmte“. Es scheint wenig, nur einzelne Worte zu sparen, aber auf das gesamte Manuskript gesehen wirst du so viel Text kürzen. 

Verzichte auf unnötige Adjektive, um deinen Roman zu kürzen.

Verzichte auf Adjektive

Adjektive zu streichen, klingt erstmal unmöglich. Immerhin soll der Leser sich vorstellen können, was im Text vorgeht! Aber wie bei Adverbien beschreiben Adjektive oft etwas, das bereits im zugehörigen Nomen oder Verb impliziert ist. Ein Beispiel an übermäßiger Beschreibung ist: „Sie stieg aus dem feuerroten, neuen, glänzenden Sportwagen.“

Eines der Adjektive genügt, in diesem Fall die Beschreibung der Farbe. Denn Leser:innen werden sich Sportwagen automatisch glänzend vorstellen. Dass er neu ist, brauchst du nur erwähnen, wenn es für die Geschichte relevant ist. Wenn du deinen Text kürzen willst, überlege dir also, welche Inhalte bereits mit Nomen und Verben assoziiert werden und lösche Adjektive, welche diese Zuschreibungen wiederholen.


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Vermeide Wiederholungen in deinem Text 

Damit kommen wir gleich zum nächsten Punkt: Vermeide es, dich zu wiederholen. Wenn du ein Thema erklärt hast, werden sich Leser:innen daran erinnern, du musst es nicht nochmal schreiben. Falls der betreffende Inhalt vor langer Zeit erwähnt wurde, reicht es, eine kurze Bemerkung zu schreiben. 

Dasselbe trifft auf Wiederholungen von Phrasen zu. Vermeide es, Figuren wiederholen zu lassen, was andere Figuren gesagt haben. Ein Beispiel dafür: 

Figur A: Ich habe gesehen, wie der Zauberer das Artefakt gestohlen hat!
Figur B: Wie? Der Zauberer hat das Artefakt gestohlen? 


Solche Wiederholungen bringen die Geschichte nicht voran, heben aber deine Wortzahl. Im Lektorat sehe ich solche Passagen besonders häufig und streiche sie in 99 Prozent der Fälle. 

Nutze eine aktive Schreibweise

Durch Passivsätze fühlen Leser:innen sich weniger nah an der Szene. Zudem haben sie meist mehr Wörter als Aktivsätze. Ein Beispiel:

Passivkonstruktion: „Ich sah zu, wie die Tanzfläche zum Leben erwachte.“
Aktivkonstruktion: „Die Tanzfläche erwachte zum Leben.“


Indem du die Erzählinstanz  („Ich“) aus dem Satz nimmst, sparst du dir Wörter und das Geschehen erscheint direkter. Gerade das Deutsche neigt dazu, den Passiv häufig zu verwenden. Schreibe kürzere und fesselndere Texte, indem du den Aktiv wählst.

Kürze deinen Text, indem du unnötige Szenen und Figuren löschst 

Wenn es ums Kürzen geht, musst du brutal ehrlich mit dir sein. Frage dich, ob Dialoge, Szenen und sogar Figuren die Geschichte wirklich weiterbringen. Wenn nicht, solltest du sie löschen. Es fällt schwer, Text zu löschen, an dem du hart gearbeitet hast. Aber letztlich geht es um die Qualität deines Manuskripts. Und die leidet unter zu viel Ballast. Also weg damit! 

Sei beim Kürzen streng mit dir und hinterfrage auch Nebenhandlungen. Wenn diese nichts zum Plot beitragen, setze den Rotstift an. Vielleicht kannst du mehrere Subplots zusammenfassen, um sie vor der Löschung zu retten und trotzdem Worte zu sparen. 

Wenn du dich schwer tust, deinen Text endgültig zu löschen, lege ein separates Dokument an. In diesem „Wortfriedhof“ speicherst du alle gekürzten Abschnitte ab. Falls du sie doch nochmal brauchst, hast du sie weiterhin zur Hand. 

Kürze dein Buch mit wenigen Schritten

Kürze dein Buch mit wenigen Schritten

Die einzelnen Tipps scheinen nicht viele Worte einzusparen. Aber wenn du dein Manuskript Schritt für Schritt mit diesen Methoden durcharbeitest, wirst du deinen Roman um einiges kürzen. Du wirst überrascht sein, wie oft bestimmte Füllworte in deinem Text vorkommen. Ich finde manche Füllworte bis zu 200 Mal in meinen Manuskripten.

Mein letzter Tipp ist, beim Kürzen wirklich streng mit dir zu sein. Es ist unangenehm, Text zu streichen, für den du hart gearbeitet hast. Aber du tust es nicht nur, um eine genreübliche Wortzahl zu erreichen. Sondern du verbesserst mit diesen fünf Schritten aktiv dein Buch.

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